Die verlorene Ehre der Katharina Blum
19.11.2025 | 8:30 Uhr | Magdeburg
Ort: Studiokino Magdeburg, Moritzplatz 1a
Referent: Felix Bielefeld (Filmvermittler)
Ein Sonderprogramm gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung
Die Pressefreiheit ist fest verankert im deutschen Grundgesetz und damit verfassungsmäßig garantiert. Sie ermöglicht es Medien, unabhängig zu berichten und die freie Meinungsbildung in der Bevölkerung zu fördern. Doch sie erfährt weltweit massive Einschränkungen. Überall auf der Welt sind autokratische Systeme auf dem Vormarsch, die das Rechtssystem untergraben und Menschen- und Bürgerrechte systematisch missachten. Vor diesem Hintergrund sehen wir uns zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie diese tragende Säule der Demokratie geschützt werden kann.
Unser diesjähriges Sonderprogramm beleuchtet Presse und Recht als zentrale Kontrollinstanzen der Gewaltenteilung in demokratischen Gesellschaften. Dabei beschäftigen wir uns auch mit konfliktreichen
ethischen Fragen, denen sich Journalismus und Gerichte stellen müssen.
Inhalt
Volker Schlöndorfs Film Die verlorene Ehre der Katharina Blum beschreibt die Stimmung, die Mitte der 1970er-Jahre im Land herrschte. Es waren die Jahre des Terrors der Roten Armee Fraktion (RAF) und die Jahre einer nahezu hysterischen institutionellen und gesellschaftlichen Gegenreaktion. Die Sicherheitsorgane nahmen die Gesellschaft so scharf ins Visier, dass viele Bürgerinnen und Bürger das Gefühl bekamen, unter Generalverdacht und Dauerkontrolle zu stehen. Auf der anderen Seite gab es berechtigte Ängste vor Terroristen:innen und deren mutmaßlichen Sympathisanten:innen. Von manchen Medien – vor allem von den Zeitungen des Springer-Konzerns – wurden diese Ängste mit spekulativer Absicht geschürt.
Genau diese Atmosphäre versuchte Schlöndorff in seinem Film einzufangen. Die hoch erhitzte Terror-Hysterie wird gespiegelt in den Exzessen des Kölner Karnevals. Köln ist der Ort der Handlung. Ludwig Götten – ein flüchtiger Deserteur, wie später im Film verraten wird – lernt auf einer Karnevalsparty die Hauswirtschafterin Katharina Blum kennen. Sie verlieben sich und verbringen die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen wird Katharinas Wohnung von der Polizei gestürmt, denn Götten wurde überwacht. Doch sie hat dem Mann zur Flucht verholfen. Nun gerät sie in die Mühlen der Justiz, schlimmer noch: Sie wird Reportageobjekt und damit Opfer des Boulevardjournalisten Tötges.